Engelhardt-Orgel

Restaurierungsprojekt Engelhardt-Orgel Kirche Lerbach

Quelle: Jörg Hüddersen
Die historisch bedeutsame Orgel in der Lerbacher Kirche benötigt dringend eine umfassende Restaurierung. Eine Fachkommission kümmert sich um die Generierung von Fördermitteln und der örtliche Orgelausschuss organisiert vielfältige Spendenaktionen, um die Gesamtkosten von 180.000 € zu finanzieren. Interessierte Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen können mit einer Patenschaft für eine Orgelpfeife das Projekt unterstützen.

Historischer Abriss

Die Kirchengemeinde in Lerbach besitzt in ihrer Dorfmitte eine für damalige und auch heutige Verhältnisse stattliche Holzkirche, erbaut 1728. Der kleinen Gemeinde ist es in der Blütezeit des Bergbaus im 19. Jahrhundert gelungen, eine Engelhardt-Orgel zu erwerben. Diese ist das reich besetzte, einmanualige Erstlingswerk des Herzberger Orgelbauers Andreas Engelhardt aus dem Jahre 1830. Die Auftragserteilung an Engelhardt ist belegt in der Kirchenchronik mit einer Rechnung über 600 Taler aus dem Jahr 1829.[1] Es war „ein vollkommendes gutes und dauerhaft gearbeitet Orgelwerk mit einem Clavier und 14 klingenden Stimmen“.[2] Die Finanzierung erfolgte mit Hilfe der Nachbargemeinden, freiwilligen Gaben der Lerbacher Gemeindemitglieder und freiwillig vorgenommenen Lohnabzügen der örtlichen Köhler und Waldarbeiter.[3]
Quelle: Familie Hermann Wolf
Die jetzige Form erhielt die Orgel 1864. Hier arbeitete Sohn Carl Gustav Engelhardt, ebenfalls Orgelbaumeister, eng mit seinem Vater Andreas zusammen. Diese erweiterten die bestehende Orgel um ein zweites Manual und bescherten ihr dadurch insgesamt 18 klingende Register. Im Verhältnis zur Dorfgröße stellt die Orgel ein „mondänes Instrument“ dar. Mit der großen Anzahl an Registern bietet diese Orgel eine klangliche und farbliche Vielfalt, die viele Kirchengemeinden in der Harzregion neidisch auf dieses Juwel der Orgelbaukunst blicken lässt.

Durch die Beschädigung des Kirchendachs Ende der 40er-Jahre drang Wasser in die Orgel ein und es bildete sich Schwamm. In der Folge wurde die gesamte Kirche umfangreich renoviert. Die Schäden an der Orgel wurden 1950 durch die Orgelwerkstatt Paul Ott aus Göttingen behoben. In den folgenden Jahren erhielt die Kirche bis 1960 ein neues Dach, eine Gas-Heizung wurde eingebaut, die Elektrik komplett erneuert und ein neuer Eingang geschaffen.[4]

Durch eine Stiftung des Lerbacher Gummi-Werk-Unternehmers Walter Frölich[5] erfolgte im Jahr 1955 eine umfangreiche Neugestaltung der Orgel durch denselben Orgelbauer. Hierbei wurden historische Pfeifen umgebaut, neue Register installiert und damit der gesamte klangliche Charakter der Orgel an den damals favorisierten neobarocken Stil angepasst. Auch wurde der bis dato manuell betriebene Blasebalg durch einen Motor ersetzt.[6] Dieses elektrisches Orgelgebläse stammt von der Osteroder Firma Anton Piller K.G.[7] und wurde von Anton Piller gespendet.[8]
Quelle: Helmut Grüneberg
Zuvor hatten Generationen von Konfirmandinnen und Konfirmanden die Gottesdienste in der Blasebalg-Tretkammer verbracht und sich dort auch mit ihren Namenszügen verewigt. Weit über 250 verschiedene „Signaturen“ sind noch sichtbar und sollen der Nachwelt erhalten bleiben. Der Dienst am Blaseblag war sehr beliebt. Schließlich war es ihnen dort möglich, sich leise zu unterhalten, statt brav in einer der vorderen beiden Reihen sitzen zu müssen. Die Aufgabe war recht anspruchsvoll und anstrengend. Man musste rechtzeitig vor den Liedern den Blasebalg „aufpumpen“, damit der Organist bei Spielbeginn auch genug Luft in der Orgel hatte. Es hatten immer zwei Jungen Dienst, die sich abwechselnd zwischen Stange und Fußpedal hängten und mit viel Kraft die Luft in die Orgel pumpten.[10]
Quelle: Helmut Grüneberg
Nun wurde das gesamte Kirchenschiff umfangreich ausgemalt. Dazu hatte der Lerbacher Malermeister und Künstler Hermann Wolf den Auftrag erhalten. Zur Einweihung der renovierten Kirche schrieb der Osteroder Kreisanzeiger: „Den alten Motiven getreu wurde großartige handwerkliche Arbeit durch den Malermeister Wolf und Gesellen verrichtet. Der Unterton ist in ansprechendem Grau gehalten. Die roten, dunkelgrauen und goldenen Absetzungen gefallen sehr, und das strahlende Weiß erhellt den Raum, dessen gewölbte Decke mit zartem Blau nach oben abschließt.“[9]
Quelle: Jörg Hüddersen
Die letzte Ausbesserung erfolgte in den Jahren 1979/80 durch die Orgelbauwerkstatt Albrecht Frerichs aus Göttingen, bei der dringend notwendige Reparaturen und Reinigungen vorgenommen wurden.

Hans-Ulrich Funk, Orgelbauer und Vorsitzender der Fachkommission sagt dazu: „Die Lerbacher Orgel hat in wesentlichen Teilen noch Substanz des Erstlingswerkes der Engelhardt-Werkstätte aus nachbarocker bzw. frühromantischer Zeit (1830). Darüber hinaus vereint das Instrument Substanz aus der stilistischen Umbruchzeit von der klassischen Frühromantik in die Hochromantik (1864). In der Umbruchzeit der Werkstattfolge vom Vater auf den Sohn bekam sie die bis heute erhaltene Gestalt. Dies verleiht ihr unter den erhaltenen Denkmalorgeln einen bedeutenden Sonderstatus. Neben der Verstaubung sowie sicht- und wahrnehmbaren Verschleißerscheinungen im technischen Bereich muss auch die Klanggebung grundlegend überarbeitet werden. Das Oberwerk führt in seiner neobarocken Klanggestalt von 1955 ein Eigenleben, das nicht zum originalen Bestand passt. Um das wertvolle Instrument für kommende Generationen zu erhalten, sind umfassende Restaurierungsarbeiten dringend erforderlich.“

Jörg Ehrenfeuchter, Kreiskantor des Kirchenkreises „Harzer Land“ umschreibt es in einem Vergleich: „Wenn ich die Orgel mit einem Auto wirklich vergleichen sollte, dann würde ich am ehesten einen klassischen Aston Martin nehmen, da er die Power eines Porsches und die Eleganz eines Jaguars besitzt. Die Engelhardt-Orgel vereint diese Qualitäten, der Grand Dame und einer Ausstrahlung mit großer Würde sowie die urwüchsige Energieentfaltung reiner und klarer Klanggebung.“

Die Fachkommission

Dem Herzberger Orgelsachverständigen und Orgelbauer Hans-Ulrich Funk ist es gelungen, eine hochkarätige Fachkommission zu bilden. Dieser gehören neben ihm Jörg Ehrenfeuchter als Kirchenkreiskantor des Kirchenkreises „Harzer Land", Karl Wurm aus Duderstadt und Dorothea Peppler aus Bad Lauterberg an. Allesamt sind studierte Kirchenmusiker und versierte Orgelsachverständige, die ihr Handwerk verstehen und reichlich Fachwissen um das historische Instrument besitzen. Sie haben es sich zur Herzenssache gemacht, gemeinsam mit der Kirchengemeinde die Lerbacher Orgel zu retten und für die kommenden Generationen spielbar zu halten. So berieten sie den Lerbacher Kirchenvorstand 2011 bei der Entscheidungsfindung: die Engelhardt-Orgel nur Reinigen und Stimmen zu lassen oder unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten eine grundlegende Restaurierung zu wagen. Mit der Investition von 180.000 € soll der historische Klang wieder hergestellt, das Instrument für weitere Generationen spielbar gemacht werden und einen festen Platz in der Harzer Konzertlandschaft bei Orgel- und anderen Konzerten bekommen.

Die Finanzierung

Der Fachkommission und dem Kirchenvorstand mit Pastorin Silke Dobers ist es gelungen, verschiedene Fördermittel einzuwerben. Dabei wird die Landeskirche Hannover einen beträchtlichen Betrag übernehmen. Weitere Fördergelder der „Stiftung Orgelklang“ der evangelischen Kirche Deutschlands, der Klosterkammer, der Calenberg-Grubenhagenschen Stiftung und der Sparkassenstiftung sind zugesagt, bzw. in Aussicht gestellt. Und auch der Kirchenkreis Harzer Land beteiligt sich.

Die Kirchengemeinde Lerbach und der Förderverein „Lerbacher Kirche e.V.“ sind mit rund 42.000 € Eigenmitteln beteiligt. Davon sind unter anderem durch Pfeifenpatenschaften, Spenden, das freiwillige Kirchgeld oder Einnahmen aus Benefiz-Konzerten bereits mehr als die Hälfte der benötigten Gesamtmittel zusammengekommen. Allerdings fehlen, nach Anrechnung weiterer prognostizierter Einnahmen, immer noch rund 17.000 €, die aufzubringen sind.

Der Orgelausschuss

Im Oktober 2014 wurden musisch interessierte Lerbacher vom Kirchenvorstand gebeten, mit ihren Ideen und ihrem Engagement die Pastorin und die Fachkommission beim weiteren Generieren von Geldern für die Restaurierung zu unterstützen. Seit dem treffen sich Wilfried Braukhane (Dä fiedel‘n Lerbschen), Ursel Denecke (Ortsrat), Elena Just (Posaunenchor Lerbach), Manfred Weigel (Dä fiedel‘n Lerbschen) und Indra Zahner (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit) regelmäßig mit der Pastorin. Als wichtigstes Mittel zur Spendensammlung wurde die Gewinnung von Pfeifen-Paten erklärt.
Quelle: Manfred Weigel
Dazu wurde ein Patenschaftsflyer erstellt, mit dem bereits bei den verschiedensten Gelegenheiten erfolgreich für Patenschaften geworben wurde. Jeder Interessent kann, abhängig von der Spendenhöhe, eine Patenschaft für eine oder mehrere der 1.018 Pfeifen übernehmen. Ab einer Summe von 100,00 € wird – so gewünscht – der Name des Paten auf einer Spendertafel erscheinen.
Eine Orgelpfeife als Spendenpfeife in der Kirche aufgestellt, sammelt bei allen kirchlichen Veranstaltungen und Konzerten Geld. Daneben wurde unter anderem ein Gemeindefest zugunsten der Orgel veranstaltet und selbstgebackener Kuchen auf dem Dorfmarkt verkauft. Weitere Veranstaltungen und Aktionen, wie z.B. eine Lesenacht, eine Kaffeemusik und ein Basar sind in Planung.

Spendenaufruf

Da noch erhebliche Geldmittel benötigt werden, sind interessierte Privatpersonen, Unternehmen oder Organisationen weiterhin eingeladen, eine Patenschaft für eine oder mehrere der mehr als tausend Orgelpfeifen zu übernehmen. Bereits ab 15,00 € kann eine Patenschaft für eine kleine Pfeife aus dem 2-Fuß-Octav-Register erworben werden. Ab einem Betrag von 100,00 € wird der Spendername, so gewünscht, auf einer Wohltätertafel erscheinen. Ebenfalls erhält jeder Spender eine Patenschafts-Urkunde. So lässt sich z.B. auch eine Patenschaft verschenken.
Überweisungen erfolgen bitte auf die Bankverbindung
IBAN: DE76 2635 1015 0004 0239 58, BIC NOLADE21HZB
Zahlungsempfänger: Kirchenkreisamt Osterode.
Betreff: KG Lerbach - Ihr Name und Ort – Orgelpatenschaft

Für die Zustellung einer Spendenquittung und der Urkunde benötigt das Gemeindebüro Name und Anschrift der Spender. Das Büro und Pastorin Dobers sind unter Tel. 05522-951912 in der Lasfelder Str. 45A in 37520 Osterode oder per Mail engehardt-orgel@lerbach.de erreichbar.

Über aktuelle Entwicklungen und Veranstaltungen kann man Informationen auf der Website der Kirchengemeinde Lerbach unter https://kirche-lerbach.wir-e.de/ erhalten. Ein eigener Bereich zur Engelhardt-Orgel wird eingerichtet. Auch auf Facebook wird die Orgel über eine Fanpage promotet, um auch über traditionelle Medien hinaus Interessenten anzusprechen.

Die Restaurierung

Die Restaurierungsarbeiten sollen möglichst zeitnah beginnen. Bis dahin muss die Finanzierung sichergestellt sein. Die Überarbeitung des historischen Instruments soll die erfahrene Orgelwerkstatt des Orgelbauers Jörg Bente aus Helsinghausen bei Hannover übernehmen. Das Pfeifenwerk und die Mechanik werden ausgebaut und in der Werkstatt restauriert. Nach dem Wiedereinbau werden die Feinheiten und die Intonation vor Ort erfolgen. Eine Wiedereinweihung ist für Herbst 2017 geplant.
Pastorin Silke Dobers sagt dazu: „Für ein kleines Harzer Bergdorf wie Lerbach ist dieses Projekt geradezu visionär. Aber die Investition in die Restaurierung der Orgel hat großes Potenzial. Die Orgel wird zu Recht ‚Königin der Instrumente‘ genannt, weil sie es vermag, alle Töne der
Quelle: Heide Roehl
Schöpfung und die Fülle des menschlichen Empfindens aufzunehmen. Die Lerbacher Kirche ist nach den umfangreichen Sanierungsarbeiten der letzten Jahre ein toller Konzertort geworden: die Raumgröße ist sehr variabel, die Akustik ist phantastisch und das gesamte Kirchengebäude ist für Besucher ein Überraschungsobjekt, was in seiner Größe nicht erwartet wird. Nach der Fertigstellung der Restaurierung könnten Konzertreihen durchgeführt und besondere Künstler eingeladen werden. Das wird die Bedeutung von Lerbach in der Region erhöhen.“

[1] Quelle: „Chronik von Lerbach von Pastor Heinrich-August Voigt“ zitiert aus Artikel „Die Orgel der Lerbacher Kirche“ von Rainer Kutscher in Lerbacher Heimatblätter (22. Jahrgang, Heft 44/2015)

[2] ebenso
[3]
ebenso
[4]
Quelle: Chronik der Lerbacher Kirche von Pastor Stapelfeld
[5]
Heute KKT Frölich Kautschuk-Kunststoff-Technik GmbH, Osterode-Lerbach
[6]
Quelle: Artikel „Die Orgel der Lerbacher Kirche“ von Rainer Kutscher in Lerbacher Heimatblätter (22. Jahrgang, Heft 44/2015)
[7]
Heute Piller Group GmbH, Osterode und Piller Blowers and Compressors GmbH, Moringen
[8]
Quelle: Chronik der Lerbacher Kirche von Pastor Walter Stapelfeld
[9]
Quelle: Artikel im Osteroder Kreisanzeiger vom 06.12.1959
[10]
Quelle: Artikel „Konfirmanden und Konfirmandinnen haben den Blasebalg der Orgel getreten“ von Helmut Grüneberg in Lerbacher Heimatblätter (15. Jahrgang, Heft 30/2008)

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Lerbacher Engelhardt-Orgel!

Die Orgel in der Lerbacher Kirche wurde 1830 vom bekannten Herzberger Orgelbauer Andreas Engelhardt als dessen Erstlingswerk erbaut. 1863/64 wurde sie von ihm und seinem Sohn Carl Gustav um ein zweites Manual erweitert. So erhielt sie ihre charakteristische frühromantische Klangvielfalt.

Nach all den Jahren müssen technische und klangliche Mängel, klemmende Mechanik und eine erhebliche Verschmutzung endlich behoben werden. Zudem klingen Ober- und Unterwerk nicht gut zusammen. Deshalb soll die Orgel bei der anstehenden Restaurierung wieder in den Originalzustand von 1863/64 versetzt werden.

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